Typisches Verhalten und Wahrnehmung – Autistische Kinder sind oftmals lärmempfindlich | Foto: Canva Kinder und Jugendliche, die mit einer Autismus-Spektrum-Störung leben, verarbeiten Sinneseindrücke anders. Sie sind sensibler und reagieren oftmals über- oder unterempfindlich auf Lärm, Gerüche oder Licht,
Manchmal sind sie überfordert mit Emotionen wie Angst, Stress, Wut oder Schmerz. Autistische Kinder und Jugendliche ziehen sich dann oft zurück oder können ihre Gefühle nur schwer kontrollieren. Eltern oder Betreungspersonen sollten die Gefühlswelt ihrer Kinder ernst nehmen und versuchen die Krankheit zu verstehen.
Schwierigen Situationen kann so im Alltag vorgebeugt werden.
Reizüberflutungen: Vermeiden Sie Menschenmengen, Lärm oder eine starke Beleuchtung Geduld: Erlauben Sie dem Kind eine Gewöhnung an eine neue Umgebung. Entdecken Sie die Welt zusammen mit dem Kind etwas langsamer Kommunikation: Erklären Sie, was das Kind erwartet (z.B. in einem lauten Zug oder beim Einkaufen) Sicherheit: Haben Sie ein Auge auf das Kind, vor allem in ungewohnten, neuen Situationen Verständnis: Zeigen Sie Interesse an Hobbies und Talenten und lassen Sie dem Kind Raum für seine Gewohnheiten Aufklärung: Je besser das Umfeld des Kindes über die Krankheit und ihre Auswirkungen informiert ist, desto harmonischer kann das Zusammenleben aussehen. Auch Lehrer sollten über das individuelle Verhalten und eventuelle Sonderinteressen aufgeklärt sein. So kann die Entwicklung gezielt gefördert werden.
Wie äußert sich eine leichte Form von Autismus?
Das Asperger-Syndrom ist eine Kontakt- und Kommunikationsstörung und zählt zum autistischen Formenkreis. Typisch für diese Störung des Autismus -Spektrums* sind Einschränkungen im Interaktionsverhalten, mangelndes Einfühlungsvermögen, intensive (Spezial-)Interessen und das Festhalten an Gewohnheiten und Ritualen.
Warum wird ein Kind Autist?
Genetische Faktoren – Erbliche Faktoren gelten als eine der Hauptursachen für autistische Störungen. Bei einem von Autismus-Spektrum-Störung betroffenen Elternteil ist das Risiko, ebenfalls ein Kind mit Autismus-Spektrum-Störung zu bekommen, stark erhöht.
Eineiige Zwillinge erkranken in der Regel beide an Autismus Spektrum Störung. Allerdings gibt es hier ein paar Ausnahmen, die vermutlich auf epigenetische Veränderungen, unterschiedliches Geburtsgewicht sowie andere Umweltfaktoren zurückzuführen sind. Vermutlich ist ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Gene und Umweltfaktoren für die Erkrankung verantwortlich.
Aktuell wird die Heritabilität von Autismus Spektrum Störungen auf ca.70-80% geschätzt. Es gibt eine Vielzahl an Mutationen sowie chromosomalen Mikrodeletionen und –duplikationen, die das Risiko erhöhen, an einer Autismus Spektrum Störung zu erkranken.
Einzelne molekulargenetische Ursachen, wie z.B. das fragile-X-Syndrom, das bei ca.3% aller Personen mit Autismus-Spektrum-Störung, sind schon weitgehend aufgeklärt, insbesondere auch bezüglich ihrer Folgen auf die Entwicklung des Nervensystems, und es werden aktuell auch schon neue Medikamente erforscht, die gezielt zur Behandlung von Patienten mit fragilem-X-Syndrom eingesetzt werden sollen.
Diese sind allerdings noch nicht zur Behandlung zugelassen, sondern werden aktuell nur in Studien erprobt. Andere bekannt monogene Erkrankungen, die mit erhöhten Raten an Autismus-Spektrum-Störungen einhergehen, sind die Tuberöse Hirnsklerose, die Neurofibromatose oder das Smith-Lemli-Opitz-Syndrom.
Kann man Autisten am Aussehen erkennen?
Schon als Klaus noch kein Jahr alt war, hatten seine Eltern das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Schaute er sie überhaupt an? Spielte er normal wie andere Kinder? Offenbar nicht: Am liebsten haute er einfach immer nur mit einem Bauklotz auf den Boden.
Schlug ein Spielpartner ihm etwas anderes vor, ging er darauf nicht ein. Er schien sich nicht zu freuen, wenn jemand zu ihm kam. Überhaupt mochte er anscheinend nicht mit Menschen nach Babyart mit Lauten, Gesten und Mimik „reden”. Als er drei Jahre alt war, diagnostizierten die Ärzte Autismus. Klaus bevorzugte immer noch ganz monotone Spiele – etwa Murmeln einzeln aus einem Gefäß in ein anderes zu legen –, ließ sich kaum ansprechen, regte sich aber jedes Mal sehr auf, wenn die Eltern einen gewohnten Handlungsablauf etwas abänderten.
Sprechen konnte der Dreijährige noch fast gar nicht. Über die Ursachen des so genannten frühkindlichen Autismus rätselt die Wissenschaft seit mehr als einem halben Jahrhundert – seit der amerikanische Kinderarzt Leo Kanner die komplexe Verhaltensstörung 1943 erstmals als eigene Symptomatik beschrieb.
- Den Begriff „Autismus” prägte der Schweizer Psychiater Eugen Bleuler schon 1911, vor allem für bestimmte Symptome bei Schizophrenie.
- Er meinte damit das Sichabsondern und Sicheinspinnen der Kranken.) Im Unterschied zu anderen Formen macht sich ein frühkindlicher Autismus – wie im geschilderten Fall – mit seinen vielen, durchaus variablen Symptomen weitgehend bereits im Kleinkindalter bemerkbar.
Autistische Kinder sind unfähig, die Gefühle und Stimmungen anderer Personen zu erkennen. Sie merken nicht, ob jemand ärgerlich oder traurig ist. Auch Absichten von anderen erkennen sie nicht, genauso wenig Täuschungsmanöver oder Spaß. Sofern sie überhaupt sprechen, können sie das oft schlecht.
- Doch selbst bei recht guter Sprachbeherrschung fällt es diesen Kindern auffallend schwer, mit jemandem ein Gespräch anzufangen oder eines weiterzuführen.
- Bezeichnend für frühkindlichen Autismus ist auch die Neigung zu Stereotypien: Das Kind tut viele Male hintereinander genau das Gleiche, jeden Tag wieder, auch wenn es schon größer ist.
Dies sind meist sehr simple Handlungen, etwa alle Klötze in eine Reihe sortieren, die Finger in bestimmter Weise bewegen, sich schaukeln. Und ein autistisches Kind beharrt viel stärker als andere auf dem Gewohnten: Ist irgendetwas im Zimmer anders als sonst, gar ein Möbelstück umgestellt, macht es Terror.
Oft bildet es sehr spezielle Interessen aus, etwa Knöpfe oder Gummibänder sammeln. Solches Verhalten macht ein normales Zusammenleben zu Hause wie anderswo fast unmöglich. Wie soll man ein Kind in eine Schulklasse eingliedern, das einfach nicht aufhören will, mit dem Kopf auf den Tisch zu hämmern? Wie kann jemand Freunde finden, der sich für nichts außer Kalender interessiert? Besonders schwierig ist die soziale Integration, wenn das Kind außerdem geistig zurückgeblieben ist – und das gilt für die meisten von ihnen.
Intensive Verhaltenstherapien helfen vielen autistischen Kindern zwar. Aber selbstständig leben kann ein Großteil von ihnen später trotzdem nicht, auch bei ansonsten normaler Intelligenz. Frühkindlicher Autismus bleibt lebenslang eine schwere Behinderung.
- Wissenschaftler verschiedenster Forschungsrichtungen suchen deswegen dringend die Hintergründe dieser Entwicklungsstörung aufzuklären.
- Ich selbst bin erst vor einigen Jahren – eher zufällig – dazu gestoßen.
- Als Embryologin erforsche ich verschiedenste angeborene Missbildungen des Gehirns.
- Mein Interesse am Autismus weckte 1994 ein Vortrag auf einem Kongress.
Die beiden Kinderaugenärztinnen Marilyn T. Miller von der Universität von Illinois in Chicago und Kerstin Strömland von der Universität Göteborg (Schwe-den) berichteten über Störungen bei Contergan-Geschädigten bei manchen Augenbewegungen. Der in Contergan und anderen Medikamenten enthaltene Wirkstoff Thalidomid, der eine Zeit lang auch Schwangeren verschrieben wurde, hatte um 1960 bei Kindern teils schwerste Missbildungen der Gliedmaßen verursacht.
- In der Bundesrepublik überlebten rund 2600 von ihnen.
- Offensichtlich schädigte Thalidomid den Embryo in den ersten Schwangerschaftsmonaten, wenn sich Arme und Beine ausbilden.
- Das Schlaf- und Beruhigungsmittel wurde deswegen 1962 aus dem Verkehr gezogen; seit neuerem wird es jetzt aber gegen Lepra eingesetzt.) Bei ihren Studien an mittlerweile erwachsenen Contergan-Opfern aus Schweden fiel den beiden Medizinerinnen auf, dass jeder Zwanzigste der Betroffenen auch Autismus aufwies.
Das ist dreißigmal so oft wie sonst in der Bevölkerung, doch anscheinend hatte bis dahin noch niemand den Zusammenhang bemerkt. Was ich hörte, traf mich wie ein Schlag. So früh in der Schwangerschaft hatten Forscher bisher nicht nach den Ursachen von Autismus gesucht.
- Sie fahndeten vielmehr nach Entwicklungsstörungen in der späten Schwangerschaft oder im frühen Säuglingsalter.
- Doch aufschlussreiche Hinweise auf die Zeit kurz vor oder nach der Geburt blieben bisher aus – und damit auch Erkenntnisse über mögliche Risikofaktoren und Ideen zu neuen Therapieansätzen.
- Mir fiel in diesem Augenblick eine Studie über embryonale Entwicklung ein, die vielleicht auf die richtige Spur führte.
Sollten die Weichen bei Autismus tatsächlich schon in den allerersten Schwangerschaftswochen gestellt werden, wenn sich das Gehirn und das übrige Nervensystem gerade zu entwickeln beginnen? Wenn das stimmte, dachte ich aufgeregt, müsste das Rätsel des Autismus in Kürze zu lösen sein.
Mindestens sechzehn von zehntausend Kindern – oder 0,16 Prozent – werden mit dem Schicksal Autismus oder einer teilweise ähnlichen tiefgreifenden Störung geboren. (Vom eingangs geschilderten „frühkindlichen Autismus” unterscheiden Mediziner mehrere andere verwandte Entwicklungsstörungen, so das „Asperger-Syndrom”, auch „kindlicher Autismus” genannt; siehe Kasten unten).
Für Deutschland geben Statistiken mehr als 30000 erwachsene Autisten an. Schon früh hatten Ärzte den Verdacht, dass frühkindlicher Autismus eine biologische Basis hat. In einem gewissen Grade tritt die Störung nämlich familiär gehäuft auf; allerdings ist das Vererbungsmuster ziemlich undeutlich.
Für Geschwister von Autisten liegt das Risiko eines gleichen Schicksals zwischen 3 und 8 Prozent, also wesentlich über dem Bevölkerungsdurchschnitt. (Das Risiko für Geschwister betrüge 50 Prozent, wenn die Behinderung von einem einzelnen mutierten Gen verursacht würde, das von einem der Eltern stammte und dominant wäre; ein Risiko von 25 Prozent bestünde bei einer entsprechenden rezessiven Mutation, denn dann müsste je ein fehlerhaftes Gen von beiden Eltern zusammentreffen.) Bei Autismus scheinen demnach verschiedene Gene beteiligt zu sein.
Psychiater beobachten außerdem, dass mitunter Verwandte eines Autisten zwar nicht alle für die Störung typischen Symptome zeigen, aber doch einige davon. Möglicherweise besitzen diese Personen einige der betreffenden Gene, aber die Veranlagung prägt sich nicht voll aus.
Dass bei Autismus eine erbliche Komponente mitwirkt, bestätigen Erhebungen an eineiigen Zwillingen in Großbritannien. Wenn einer des Paares autistisch ist, dann beträgt die Wahrscheinlichkeit dafür beim anderen Zwilling 60 Prozent – und immerhin 86 Prozent, dass er zumindest einige der Symptome zeigt.
Dies bedeutet aber auch, dass die genetische Disposition nicht allein Ursache ist. Sonst müssten bei eineiigen Zwillingen wegen des identischen Erbguts stets beide autistisch werden. Die Mediziner haben schon einige Umweltfaktoren als Autismus-Risiko erkannt: zum Beispiel Röteln der Mutter in der Schwangerschaft, keimschädigende Substanzen wie Alkohol, oder Valproinsäure (ein Wirkstoff gegen Epilepsie).
Auch manche Erbkrankheiten bedeuten eine Gefahr: etwa Phenylketonurie (ein Enzymdefekt im Aminosäureumsatz) oder tuberöse Hirnsklerose. Jedoch tritt ein Großteil der Autismus-Fälle offensichtlich unabhängig von diesen Risiken auf. Im Übrigen müssten gerade zweieiige Zwillinge betroffen sein, wenn Umweltfaktoren vorrangig wären.
Wir dürfen auch nicht ausschließen, dass irgendwelche subtilen Einflüsse noch übersehen oder unterschätzt wurden. Es wird schwierig sein herauszufinden, wie all die möglichen Einflüsse – erbliche und umweltbedingte – bei einigen Personen so zusammenwirken, dass sie autistisch werden, während andere verschont bleiben.
- Schon dieses variable Bild macht die Ursachenforschung sehr schwierig.
- Seit 1994 steht nun auch der Contergan-Wirkstoff Thalidomid auf der Liste der verdächtigen Stoffe.
- Alle von Miller und Strömland untersuchten Contergan-Geschädigten wiesen einige der Missbildungen auf, wie sie für Thalidomid so berüchtigt sind: verkrüppelte Gliedmaßen, fehlende oder verkrüppelte Daumen, missgebildete oder fehlende Ohren, neurologische Defekte an Auge und Gesichtsmuskulatur.
Weil Wissenschaftler den Zeitpunkt in der Schwangerschaft kennen, an dem sich die verschiedenen Organe und Körperteile bilden, wissen sie, in welchem Alter des Embryos eine bestimmte Missbildung ausgelöst worden sein muss. Für den Daumen beginnt die kritische Zeit am zweiundzwanzigsten Tag nach der Empfängnis, für die Ohren sind es die Tage 20 bis 30, für Arme und Beine die Tage 25 bis 35 (Bild links).
An der Studie von Miller und Strömland fand ich besonders aufschlussreich, dass die meisten dieser Autisten normal gewachsene Gliedmaßen besaßen, jedoch Missbildungen am äußeren Ohr aufwiesen. Demnach war der Defekt schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt ausgelöst worden, nämlich zwischen Tag 20 und 24 nach der Empfängnis – wenn die Mutter um die Schwangerschaft oft noch gar nicht weiß.
Der Zeitpunkt der Schädigung sagt einem Embryologen bereits sehr viel. Kennt er ihn, kann er daraus folgern, was in der Entwicklung schief gegangen sein muss. Bei den Teilnehmern der schwedischen Studie lag die kritische Zeit, in der offenbar Autismus induziert wurde, mit der vierten Schwangerschaftswoche in einer Phase, in der gerade die ersten Nervenzellen entstehen.
Die meisten davon sind Motoneuronen von Hirnnerven. Und zwar steuern sie – später – die Muskeln von Auge, Ohr, Gesicht, Kiefer, Rachen und Zunge. Ihre Zellkörper sitzen im Hirnstamm, also zwischen dem Rückenmark und dem übrigen Gehirn. Zur selben Zeit wie diese Motoneuronen entwickeln sich die Ohrmuscheln und der äußere Gehörgang.
Das ließ erwarten, dass die Thalidomid-geschädigten Autisten auch an Funktionsstörungen der Hirnnerven litten – was Miller und Strömland mir dann auch bestätigten. Alle Betroffenen wiesen in Mimik oder Augenbewegungen Anomalien auf, manche in beidem. Entscheidend war nun natürlich die Frage, ob der auf Thalidomid zurückgehende Autismus mit dem frühkindlichen unbekannter Ursache vergleichbar ist.
Dafür sprachen neben den viel beschriebenen Verhaltenssymptomen auch bestimmte wenig auffällige – bisher in der Forschung wenig beachtete – Körpermerkmale sowie kleinere physische und neurologische Besonderheiten. Diese Anomalien sind die gleichen wie bei den autistischen Contergan-Geschädigten. Im Aussehen wirken Autisten auf andere Menschen meist normal und oft auffallend attraktiv.
Sie sind auch von normaler Statur und haben einen nor-mal, eher überdurchschnittlich großen Kopf. Schaut man allerdings genauer hin, fällt oft beispielsweise eine leichte Fehlbildung des äußeren Ohres auf. Insbesondere dreht sich das Ohr dann etwas, so dass sich die Ohrspitze um mehr als 15 Grad nach hinten weist.
Kleine Abweichungen in der Ohrbildung kommen bei autistischen Kindern häufiger vor als bei anderen, auch häufiger als bei ihren gesunden Geschwistern und als bei geistig behinderten Kindern. Störungen der Augenbewegungen haben Neurologen schon früher mit Autismus in Zusammenhang gebracht. Das Fehlen der Mimik gilt sogar als eines der diagnostischen Verhaltenssymptome.
Nun scheint es nicht sehr plausibel anzunehmen, dass die vielen Symptome des Autismus sämtlich direkt auf Defekte der Hirnnerven zurückgehen. Denkbar wäre aber, dass ein früher Hirnschaden sowohl die Hirnnerven beeinträchtigt als auch später die weitere Differenzierung des Gehirns.
- Der mutmaßliche Defekt im Hirnstamm würde dann also sekundär die Entwicklung und Vernetzung anderer Hirnregionen beeinflussen, unter anderem Gebiete für höhere Funktionen wie Sprache.
- Dadurch erst kämen dann die Verhaltenssymptome des Autismus zu Stande.
- Genauso gut allerdings könnten die Missbildungen am Ohr wie die Funktionseinbußen der Hirnnerven beides nur Randeffekte eines noch nicht erkannten ganz anders gearteten Defekts sein, der zugleich für den Autismus verantwortlich ist.
Festzuhalten bleibt aber: Bei Autismus unbekannter Ursache treten weitgehend dieselben Anomalien auf wie bei einem Autismus durch Thalidomid. Und hieraus folgt, dass die Weichen für einen frühkindlichen Autismus häufig, wenn nicht immer, ganz früh in der Schwangerschaft gestellt werden.
- Gerade den Hirnstamm haben Autismusforscher bisher selten in Betracht gezogen, genauso wenig wie übrigens bei anderen Hirnschäden, die schon bei der Geburt bestehen.
- Dies ist erklärlich: Neurobiologen betrachten diesen Gehirnteil vereinfacht ausgedrückt als Schaltzentrale für die ganz grundlegenden Lebensfunktionen wie Atmung, Nahrungsaufnahme, Gleichgewichtsregulation oder Bewegungskoordination.
Diese basalen Mechanismen scheinen bei Autisten aber zu funktionieren. Die auffälligen, am meisten beachteten Verhaltensstörungen betreffen hingegen „höhere” Hirnfunktionen. Die Kontrolle über Leistungen wie Sprache, zielgerichtetes, planhaftes Denken und soziale Wahrnehmung schreiben Hirnforscher Zentren im Vorderhirn zu, Gebieten der Großhirnrinde etwa oder dem Hippocampus.
Allerdings wirken andere bei Autisten oft gestörte Funktionen eher, als sei der Ursprung in Hirnregionen zu suchen, die mit Basisfunktionen betraut sind. Dazu zählen die weitgehend fehlende Mimik, die Überempfindlichkeit gegenüber Berührungen und Geräuschen und auch die typischen Schlafstörungen. Im Übrigen ergaben Gehirnstudien als häufigsten Befund nicht etwa anatomische Abweichungen im Vorderhirn.
Viel öfter fiel eine verminderte Neuronenzahl im Kleinhirn auf, jenem großen „Rechenzentrum” des Hinterhirns, das unter anderem für die Steuerung der Muskelbewegungen unerlässlich ist – und nach neueren Erkenntnissen noch einiges mehr kann. Wie nämlich eine Arbeitsgruppe um Eric Courchesne von der Universität von Kalifornien in San Diego feststellte, werden Teile des Kleinhirns bei bestimmten Testaufgaben aktiviert, die durchaus anspruchsvolle Kognitionsleistungen erfordern.
- Die Neurowissenschaftler haben über den Sitz vieler Gehirnfunktionen und deren Kontrolle noch immer vage und teils strittige Vorstellungen.
- Teils wissen sie selbst über die Aufgabenteilung zwischen „höheren” und „niederen” Zentren noch wenig.
- Schon deswegen tun sie sich damit schwer, zu erkennen, welche Gehirngebiete beim Autismus einbezogen sein könnten.
Nicht zu unterschätzen ist aber auch die Komplexität der Symptome von Autismus. Wären die abweichenden Verhaltensmuster schlichter, ließe sich deren Ursache im Gehirn sicherlich leichter finden. Nach neueren Forschungen zeigen Autisten wohl auch leicht diagnostizierbare typische Verhaltensreaktionen (siehe Kasten oben).1995 konnten meine Kollegen und ich Präparate vom Hirnstamm einer Autistin untersuchen, die in den siebziger Jahren als junge Frau verstorben war.
Eine Ursache für ihre Behinderung war nicht bekannt gewesen. Was wir entdeckten, überraschte uns einigermaßen: Der Facialiskern, der die Muskulatur der Mimik steuert, war nur rudimentär vorhanden, und der obere Olivenkern, eine Schaltstelle für Hörinformation, schien ganz zu fehlen. Beide Kerngebiete entstammen demselben Segment des Neuralrohrs, aus dem während der Embryonalentwicklung Gehirn und Rückenmark entstehen.
Im Facialiskern der jungen Frau zählten wir nur etwa 400 Neuronen – in dem gleichen Kern eines Nichtautisten hingegen 9000. Dabei hatte das Gehirn der autistischen Frau normale Größe. Es war etwas schwerer als der Durchschnitt. Ich nahm zunächst an, im Hirnstamm würden nur die Neuronen der beiden Kerngebiete fehlen.
Um dies zu bestätigen, vermaß ich die Abstände zwischen einigen anatomischen Fixpunkten. Das brachte wieder eine große Überraschung. Zwar stimmten die Querabstände – parallel der Verbindungslinie rechtes/linkes Ohr – mit den üblichen Maßen überein. Doch entlang der Längsachse war der Hirnstamm deutlich verkürzt – als hätte jemand eine Scheibe aus ihm herausgeschnitten und die beiden Enden wieder nahtlos zusammengefügt.
Wo nur hatte ich so etwas schon einmal gesehen? Dann fiel es mir ein, und vor Aufregung wurde mir wieder ganz schwindelig wie damals bei dem Vortrag: In irgendeinem der Papierberge auf dem Fußboden meines Büros musste die Arbeit stecken, in der abnorme Mäusegehirne mit in ähnlicher Weise verkürztem Hirnstamm abgebildet waren.
Ich fand den Artikel schließlich und sah, dass die Übereinstimmung noch frappierender war als in meiner Erinnerung. Auch die Mäusegehirne wiesen nicht nur die Verkürzung auf, sondern auch bei ihnen war der Facialiskern stark reduziert, und der obere Olivenkern fehlte. Die Ähnlichkeit mit Defekten bei Autismus ging noch weiter: Diese Mäuse hatten ebenfalls missgebildete Ohren gehabt.
Außerdem fehlte ihnen eine der Hirnstrukturen zur Steuerung der Augenbewegungen. Die Fehlbildungen bei den Nagern hatten eine bekannte Ursache. Es handelte sich um gentechnisch manipulierte Tiere, und zwar um so genannte Knockout-Mäuse. Die Genetiker hatten den Erbfaktor Hoxa1 ausgeschaltet, eines der „Entwicklungskontrollgene”, um seine Rolle bei der Embryonalentwicklung zu untersuchen.
War dies eine der Erbanlagen, die am Autismus beteiligt sind? Nach dem, was ich der Fachliteratur entnahm, schien es ein geeigneter Kandidat zu sein. Gleich mehrere Studien zeigten, dass dieses Gen bei der Entwicklung des Hirnstamms eine zentrale Rolle spielt. Eine Arbeitsgruppe in Salt Lake City und eine in London hatten mit verschiedenen Stämmen von Knockout-Mäusen die gleichen Ergebnisse erzielt.
Das Gen Hoxa1 ist bei den Tieren im Bereich des späteren Hirnstamms gerade in der frühen embryonalen Phase aktiv, in der die ersten Neuronen entstehen – entsprechend jener kritischen Zeit beim Menschen, in der Thalidomid wahrscheinlich Autismus auslöste.
- Hoxa1 codiert für einen „Transkriptionsfaktor”, ein Protein, das die Aktivität anderer Gene moduliert.
- Was besonders wichtig ist: Nach der frühen Embryonalentwicklung wird dieses Gen nirgends mehr abgelesen.
- Mutationen in lebenslang benötigten Genen – wie viele es sind – führen gewöhnlich zu Problemen, die sich mit zunehmendem Alter verstärken.
Ein Autismus jedoch bleibt, abgesehen von der Kindheit, in späteren Jahren offenbar weitgehend unverändert. Als Erklärung für eine solche angeborene Störung kommen deshalb eher Gene in Frage, die nur in der frühen Entwicklung abgelesen werden. Hoxa1 zählen Genetiker zu den „hochkonservierten” Genen: Die Abfolge seiner DNA-Bausteine hat sich im Laufe der Evolution kaum geändert.
Wahrscheinlich ist dies ein Kennzeichen absolut überlebenswichtiger Gene. Von Mutationen bleiben auch sie wie alle Gene zwar nicht verschont. Doch in den allermeisten Fällen hat dies bei ihnen so fatale Folgen, dass die Individuen nicht lebensfähig sind. Nur selten werden deswegen irgendwelche Veränderungen an diesen Genen weitervererbt.
Hochkonservierte Gene treten, wahrscheinlich aus diesen Gründen, gewöhnlich nur in einer Version auf, nicht in mehreren Allelen wie beispielsweise die Gene für die Augenfarbe oder die Blutgruppe. Auch von Hoxa1 hatten Genetiker bisher bei keiner Säugetierart mehr als eine Version gefunden.
- Bestanden da beim Menschen überhaupt Aussichten? Würden wir bei Autisten zusätzliche Allele finden? Andererseits: Falls es eine solche Allelvariante gab, kam sie als einer der Auslöser für die Entwicklung von frühkindlichem Autismus durchaus in Frage.
- HOXA1, so kennzeichnet man das menschliche Pendant des Mäuse-Kontrollgens, liegt auf Chromosom 7.
Es handelt sich um ein ziemlich kleines Gen mit nur zwei Protein codierenden Regionen („Exons”). Andere Genabschnitte regulieren das Ausmaß der Proteinproduktion oder haben keine erkennbare Funktion. Zwar kann jede Abweichung von der normalen Sequenz irgendwo auf einem Gen seine Funktion beeinträchtigen.
Aber die meisten krankheitsauslösenden Mutationen sitzen auf den Protein codierenden Abschnitten. Darum untersuchten wir zunächst diese Sequenzen. Wir extrahierten dazu die DNA aus Blutproben von Autisten und verglichen sie mit der anderer Personen. Was wir kaum zu hoffen gewagt hatten: Zum Gen HOXA1 tauchten gleich zwei Varianten auf, also zwei weitere Allele.
Bei einem davon weicht die Sequenz in einem der beiden Exons minimal ab, und zwar so, dass auch das davon abgelesene Protein etwas verändert ist. (Die zweite Allelvariante lässt sich schwerer untersuchen, weil auch die physikalische Struktur der DNA dieses Gens verändert ist.) Wir haben das Vorkommen der ersten Allelvariante genauer erforscht.
Und tatsächlich besaßen Autisten diese Variante signifikant häufiger als nichtautistische Angehörige, ebenso als nichtverwandte nichtautistische Personen. Das konnte kein Zufall sein. Einschränkend bleibt aber festzuhalten, was die Vererbungsmuster innerhalb von Familien schon hatten erwarten lassen: HOXA1 stellt sicherlich nur eines von vielen Genen dar, die beim Autismus und ihm verwandten Störungen beteiligt sind.
Zu betonen ist auch, dass Träger dieses bestimmten Allels nicht zwangsläufig autistisch werden und dass nicht jeder Autist das Allel aufweist. Etwa jeder Fünfte, also 20 Prozent, in der untersuchten gesunden Kontrollgruppe besaß dieses Gen ebenfalls. Von den Autisten trugen es immerhin doppelt so viele – doch auch hier eben nur 40 Prozent.
- Die Genvariante steigert somit das Autismus-Risiko um das Doppelte.
- Bei 60 Prozent der Autisten muß die Störung hingegen mit einer anderen genetischen Ursache zusammenhängen.
- Wahrscheinlich lohnt es, zunächst auch nach weiteren HOXA1 -Varianten zu suchen.
- Erfahrungsgemäß treten bei den meisten Erbkrankheiten viele verschiedene Allele ein und desselben Gens auf.
Daneben empfiehlt es sich, noch andere Gene zu prüfen, die während der frühen Embryonalentwicklung aktiv sind. Zu einem, dem Gen HOXB1, entdeckten wir bereits eine Allelvariante. Dieser Erbfaktor liegt auf Chromosom 17, hat mit HOXA1 einen weit in der Evolution zurückliegenden gemeinsamen Ursprung und übernimmt bei der Entwicklung des Hirnstamms ähnliche Funktionen.
- Sein Einfluss beim Autismus scheint aber eher gering zu sein.
- Andere Forscher untersuchen zur Zeit eine verdächtige Region auf Chromosom 15 und eine weitere auf Chromosom 7.
- Umgekehrt halten wir es ebenso für möglich, dass auch Allele vorkommen, welche die Autismus-Gefahr herabsetzen.
- Das könnte die beobachteten großen Unterschiede im Spektrum der autismusverwandten Störungen mit erklären.
Schon ein bescheidener Einblick in die genetischen Grundlagen des frühkindlichen Autismus wäre in vieler Hinsicht von großem Wert. Gentechniker könnten beispielsweise die verdächtigen menschlichen Allele auf Mäuse übertragen und die Nager damit sozusagen anfällig für „Autismus” machen.
- Mit solchen Tieren ließen sich Wechselwirkungen mit bestimmten Umweltfaktoren in der Frühentwicklung erforschen.
- Das würde vielleicht auch die Liste von gefährlichen Substanzen erweitern, die Schwangere in den ersten Wochen meiden sollten.
- Außerdem könnten wir an den transgenen Mäusen die fehlgesteuerten neuronalen Entwicklungsprozesse verfolgen.
Wenn die Wissenschaft erst einmal weiß, was beim autistischen Gehirn nicht stimmt, kann sie gezielter als bisher nach Medikamenten und anderen Therapien suchen, um die Symptome doch einigermaßen zu mildern. Anders als bei Erbkrankheiten wie Mukoviszidose oder Sichelzellanämie dürfte ein allgemein praktikabler Gentest auf Autismus sehr viel schwieriger zu entwickeln sein, weil beim Autismus vermutlich viele Gene beteiligt sind.
- Die Überprüfung von bloß einem oder zweien davon, die bekannt sind, erlaubt sicherlich noch keine zuverlässige Aussage zum Risiko, ein autistisches Kind zu bekommen.
- Eher denkbar wäre dagegen ein gezielter Test für Geschwister von Autisten – die oft befürchten, dass sie die Krankheit vererben.
- In ihrem Fall könnten Mediziner in der Familie zumindest nach den bekannten Risikoallelen fahnden.
Sofern das autistische Familienmitglied tatsächlich welche von ihnen besitzt, ist anzunehmen, dass der Defekt auch damit zusammenhängt. Tragen die Schwester oder der Bruder diese Allele aber nicht, wüssten sie zumindest, dass hinsichtlich der bekannten Gene von ihrer Seite her für ihre Kinder kein erhöhtes Risiko besteht.
- Die Suche nach den Ursachen des frühkindlichen Autismus ist keine leichte Aufgabe.
- Aber mit jedem aufgeklärten Risikofaktor kommen wir den Zusammenhängen näher.
- Und jede neue Erkenntnis führt zu neuen, fruchtbaren Hypothesen.
- Die erwähnte Studie über Contergan-Opfer lenkte unsere Aufmerksamkeit auf den Hirnstamm und auf das HOXA1 -Gen.
Ähnlich könnten auch künftige Ergebnisse aus der Entwicklungsgenetik, von Verhaltensstudien, von Tomographien des Gehirns oder aus noch ganz anderen Quellen Autismusforschern plötzlich neue Einsichten vermitteln. In gemeinsamer Anstrengung sollte es uns eines Tages gelingen, das schreckliche Leiden der autistischen Menschen wenigstens zu mildern.
Literaturhinweise Die Welt des frühkindlichen Autismus. Befunde, Analysen, Auslöser. Von C. Klicpera und P. Innerhofer.E. Reinhardt, 1999.2 Autismus, ein häufig verkanntes Problem. Kinder und Jugendliche mit autistischen Verhaltensweisen in allen Schularten. Von B. Schor und A. Schweiggert. Auer, Donauwörth 1999.
Autismus. Erscheinungsbild, mögliche Ursachen, Therapieangebote. Von I. und F. Zobel (Hg.), Integra, 19982. Autismus. Von Uta Frith. Spektrum der Wissenschaft, 8/1993, S.43. Aus: Spektrum der Wissenschaft 5 / 2000, Seite 56 © Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
Wie fangen Autisten an zu sprechen?
Frühkindlicher Autismus – Die schwerste Form der Autismus-Spektrum-Störungen Die Auffälligkeiten setzen bei Kindern bereits vor dem dritten Lebensjahr ein. Sie können in folgende drei Bereiche geteilt werden, weshalb sie auch als „Trias” für autistische Störungen gelten:
Sozialer UmgangKommunikationVerhaltensweisen
Der soziale Umgang mit Gleichaltrigen und auch mit ihren primären Bezugspersonen ist für autistische Kinder schwierig. Sie können soziale und emotionale Signale ihrer Mitmenschen schwer deuten und auch nur begrenzt selbst ihre Gefühle und Empfindungen mitteilen.
Kinder mit frühkindlichem Autismus zeigen häufig unangemessene Reaktionen auf die Emotionen Anderer und unangemessenes Verhalten in sensiblen Situationen. Spielerische Situationen mit Imitationsverhalten (z.B. Vater-Mutter-Kind-Spiel) fallen schwer. Allgemein besteht wenig Interesse an einem gemeinschaftlichen Spiel mit Gleichaltrigen.
Soziale Interaktionen sind insofern ein Bereich in dem autistische Kinder Auffälligkeiten zeigen. Die Kommunikation gestaltet sich bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen schwierig. Das liegt unter anderem an einer verminderten alterstypischen Entwicklung des Sprachverständnisses und des Gebrauchs von Sprache.
Wechselseitiger Austausch in Unterhaltungen fällt autistischen Kindern schwer. Genauso bereitet eine Flexibilität im Sprachausruck und in der Sprachmelodie bei frühkindlichem Autismus Schwierigkeiten. Mimik, Gestik oder Körpersprache werden von autistischen Kindern selten eingesetzt. Auch Blickkontakt und Körperkontakt werden von autistischen Kindern vermieden.
Auf Ansprache oder ihren Namen reagieren Kinder mit frühkindlichem Autismus nicht oder verzögert, sie wirken auf andere wie taub. Auch Geräusche in der Umgebung werden von autistischen Kindern oft ignoriert. Jedoch kann es auch zu extremen Reaktionen auf akustische Reize oder auf Ansprache bei Kindern mit frühkindlichem Autismus kommen.
Haben Betroffene sprechen gelernt, klingt ihre Sprache oft singend, klingend oder roboterartig. Sie entwickeln eigene Wörter oder wiederholen einzelne Wörter vielfach hintereinander. Allgemein dienen Konversationen für autistische Menschen dem Informationsaustausch und resultieren nicht aus Kontaktfreudigkeit oder sind zur sozialen Interaktion gedacht.
Deshalb fassen Menschen mit frühkindlichem Autismus Sprache sehr wörtlich auf und haben Schwierigkeiten, Sarkasmus, Sprichwörter und Redewendungen zu verstehen.30-50% der Kinder mit frühkindlichem Autismus entwickeln keine Sprache oder nutzen diese stereotyp und ritualisiert.
Verhaltensweisen bei autistischen Kindern sind stereotyp, wiederholen sich immer wieder und sind häufig eingeschränkt. Aufgaben im Alltag von autistischen Kindern werden täglich in derselben Routine ausgeführt und sind von Ritualen geprägt. Beispielsweise werden bevorzugt immer dieselben Lebensmittel in gleicher Konsistenz und Temperatur gegessen.
Auf Veränderungen im Tagesablauf, der Umgebung oder im sozialen Umfeld können Menschen mit autistische Störungen mit starker Angst und Aufregung reagieren. Sie beschäftigen sich wiederholt mit den gleichen Dingen. Ein besonderes Interesse besteht oft an Teilaspekten von Objekten, wie nicht-funktionalen Elementen eines Spielzeugs.
- Auch motorische Stereotypien, wie zum Beispiel Schaukeln oder andere seltsam wirkende Bewegungen, treten bei Kindern und Erwachsenen mit autistischen Störungen auf.
- Häufig wird bei Menschen mit frühkindlichem Autismus ein Kichern ohne erkennbaren Grund beobachtet.
- Außerdem sind Kinder mit frühkindlichem Autismus oft unempfindlich gegenüber Wärme und Kälte.
Häufig weigern sie sich, bestimmte Kleidung anzuziehen. Um ihre Bedürfnisse zu äußern, wählen autistische Kinder oft andere Mittel als Kinder ohne Autismus. Beispielsweise führen sie andere Personen zu etwas oder einem Ort, um Ihnen zu signalisieren, dass sie etwas Bestimmtes brauchen.
- Meist wird der visuelle Sinn bei Menschen mit frühkindlichem Autismus bevorzugt.
- Dennoch kommt es häufig zu ungeschickten Verhaltensweisen, da gewisse Reize ausgeblendet werden.
- Inder mit frühkindlichem Autismus sind meist zurückgezogen und lieber für sich, sie haben wenig Interesse an der Umwelt.
- Das äußert sich auch im Kontakt zu ihren Eltern.
Beispielsweise zeigen sie kaum typische Signale für die Suche nach Zuneigungen wie das Austrecken der Arme nach den Eltern, um hochgehoben zu werden. Liebkosungen von ihren Eltern werden häufig abgelehnt oder nicht erwidert. Versuche von Eltern, ihre Kinder mit frühkindlichem Autismus zu beruhigen oder trösten, bleiben meist erfolglos.
- Menschen mit frühkindlichem Autismus unterscheiden sich in ihren Symptomen stark.
- Die Entwicklung autistischer Kinder ist sehr individuell und es gibt keine einheitliche Symptomatik.
- Bei Verdacht ist deshalb eine Vorstellung bei einem professionalen Behandler (z.B.
- Inderpsychologen oder Kinderarzt) notwendig.
Mittels einer Frühförderung und weiterer Maßnahmen können viele Beeinträchtigungen häufig gebessert und kompensiert werden. : Frühkindlicher Autismus – Die schwerste Form der Autismus-Spektrum-Störungen
Was machen Autisten um sich zu beruhigen?
Abläufe, Routinen, neue Situationen – Besonderes Verhalten eines Autisten – Um einer Reiz-Überflutung entgegenzuwirken, beruhigen sich autistische Kinder mit Geräuschen oder Bewegungen. Dazu gehören beispielsweise schaukelnde Körperbewegungen oder Summen.
Wann fangen autistische Kinder an zu sprechen?
Welche Anzeichen können darauf hindeuten, dass mein Kind autistisch ist? – Die ersten Hinweise auf autistisches Verhalten zeigen sich meist vor dem dritten Lebensjahr und treten in drei Bereichen besonders deutlich auf: im Verhalten des Kindes gegenüber anderen Menschen, in der Kommunikation des Kindes mit anderen und darin, dass das Kind bestimmte Verhaltensweisen ständig wiederholt.
Können Autisten gut zeichnen?
DRK Autismushof Ochtrup Autismus ist keine statische Momentaufnahme. Die Symptome äußern sich in den Lebensaltersstufen ganz unterschiedlich. Bestimmte Merkmale treten erst später in Erscheinung, andere verschwinden mit der Zeit. Das Autismus-Spektrum umfasst auf der einen Seite hochgradig autistische Menschen mit einem großen Bedürfnis nach Rückzug aus sozialen Situationen, einer Abneigung gegenüber Veränderungen und Unvorhersehbarkeiten im Alltag, einem vorherrschenden Bedürfnis nach Beschäftigung mit den eigenen Interessen, einer geringen Flexibilität im Denken und Handeln, mit Problemen in der Alltagsbewältigung und großen Anpassungsschwierigkeiten in sozialen Situationen.
- Zusätzlich haben autistische Menschen oft Besonderheiten bei der Verarbeitung ihrer Sinneseindrücke.
- Es können Über- und Unterempfindlichkeiten gegenüber Sinneseindrücken, wie z.B.
- Gegenüber Berührung, Schmerz, Licht, Geräusch, Geschmack, Geruch etc.
- Auftreten.
- Diese äußern sich dann in Such- bzw.
- Vermeidungsverhalten.
Einige Menschen haben synästhetische Wahrnehmungen. Darunter versteht man, dass ein bestimmtes Sinnesorgan bei Reizung eines anderen reagiert und die Betroffenen z.B. Töne als Farben wahrnehmen. Bei autistischen Kindern werden darüber hinaus häufig Auffälligkeiten beobachtet, die mit dem Schlaf-Wachrhythmus, mit der Nahrungsaufnahme und Darmentleerung (Stuhlverhaltung) zusammenhängen.
- Ihr Essverhalten kann sich im Einzelfall durch eine fehlende Wahrnehmung für Hunger, Durst oder einem fehlenden Sättigungsgefühl äußern.
- Auch können eigentümliche Vorlieben für ganz bestimmte Lebensmittel auftreten, die z.B.
- Auf Farbe, Beschaffenheit oder Form beruhen, wie etwa flüssige, breiige Nahrungsmittel, Joghurt, Schmelzkäse, aber auch nicht essbare Dinge.
Zudem kann die Nahrungsaufnahme durch mangelndes Kauen, Verschlingen etc. geprägt sein. Die sehr leichten Formen des Autismus bewegen sich im Grenzbereich der Normalität und äußern sich lediglich durch „sonderbare” Verhaltensweisen und Eigenschaften. Das Entwicklungsprofil autistischer Menschen ist oftmals sehr außergewöhnlich.
Es ist abhängig von Ausprägungsgrad, Begleiterkrankungen wie z.B. Epilepsie, Intelligenz, Persönlichkeitseigenschaften und dem sozialen Umfeld. Einige Menschen entwickeln ein erstaunliches Faktenwissen in ihrem Spezialgebiet und haben ein gutes memorierendes Gedächtnis, andere haben naturwissenschaftliche und/oder technische Interessen und Begabungen, wieder andere sind kreativ und entwickeln u.a.
große Fähigkeiten im gestalterischen Bereich. Einige können gut zeichnen und/oder malen. Häufig sind hier die visuellen und räumlichen Fähigkeiten in einem hohen Maß ausgeprägt. Andere autistische Menschen haben auditive Stärken und entwickeln z.B. ein sehr gutes musikalisches Gehör.
Viele autistische Menschen denken sehr logisch und analytisch, haben einen Blick für das Detail und interpretieren ihre Wahrnehmungseindrücke (das was sie z.B. hören, sehen oder fühlen) sehr konkret und wortwörtlich. Autismus ist unabhängig von der Intelligenz und kann mit geistiger Beeinträchtigung ebenso wie mit durchschnittlicher bis überdurchschnittlicher Begabung auftreten.
Allen Menschen mit Autismus ist gemein, dass ihr Intelligenzprofil sehr schwankend ausfallen kann. Guten Fähigkeiten in der logischen Intelligenz können beispielsweise große Probleme bei der Alltagsbewältigung gegenüber stehen. : DRK Autismushof Ochtrup
Können autistische Kinder lächeln?
Autistische Kinder brauchen viel Zuwendung. (Bild: Jil Lohse (Urnäsch, 14. Juli 2017)) – Interview: Katja Fischer De Santi Matthias Huber spricht druckreif. Fast ohne Punkt und Komma. Präzise. Zumindest so lang es um sein Spezialgebiet geht. Kommen prsönliche Fragen stockt er.
Lieber als in das Gesicht seines Gegenübers schaut er auf die Tischplatte, streicht immer wieder über die feine Maserung. Das beruhigt ihn, wie auch gedämpftes Licht, geschlossene Vorhänge. Matthias Huber ist Autist mit der Ausprägung Asperger-Syndrom (siehe Kasten). Bis Mitte 80er-Jahre war die Störung kaum bekannt.
Heute geht man von rund 80 000 Betroffenen allein in der Schweiz aus. Dass Matthias Huber Psychologie studieren konnte, ist seiner Hochbegabung und Disziplin zu verdanken. Und einigen Leuten, die seine grossen Ressourcen erkannten. Heute ist sein Spezialgebiet der Autismus.
Matthias Huber, viele Asperger-Betroffene haben ein Spezialgebiet, welches ist Ihres? Früher waren es Rauchmelder. Ich konnte die verschiedenen Modelle genau unterscheiden. Diese Angewohnheit half mir, mich in einem Raum zu orientieren. Ich interessierte mich aber auch sehr für Pläne und die Körpergrösse von Menschen.
Letzteres hilft mir, eine Person wiederzuerkennen, da ich mir Gesichter nicht gut merken kann. Hatten Sie als Kind Freunde? Wenige. Ich hatte stets Mühe, mit anderen in Kontakt zu kommen. Aber auch Menschen mit Asperger sehnen sich nach Freunden. Sie sind gerne mit anderen Menschen zusammen.
Nur sieht das für die anderen meist nicht danach aus. Können Sie ein Beispiel nennen? Wenn mich ein Schulkollege gefragt hat, ob ich mit ihm spielen möchte, hab ich mich oft weggedreht. Nicht weil ich nicht mitspielen wollte, sondern weil ich Zeit zum Überlegen brauchte und mich nicht von seiner Mimik verwirren lassen wollte.
Warum verwirrt Sie die Mimik anderer? Ich kann sie nicht richtig lesen, und es sind zu viele Informationen. Ein Mensch drückt seine Freude mal mit Lachen aus, mal anders. Das ist für Menschen im Autismus-Spektrum schwierig. Sie sind oft eingeschränkt im Verstehen von Mimik und Gestik des Gegenübers.
- Ist es für viele Autisten darum so schwierig, den Blickkontakt zu halten? Ja, es sind zu viele Reize auf einmal.
- Wenn ich einer Person ins Gesicht schauen muss, kann ich kaum ein Wort von dem was sie sagt, aufnehmen.
- Wenn ich mich leicht abdrehe, fällt mir das Zuhören leichter.
- Leider wird dies von vielen Men- schen als unhöflich empfunden.
Eltern von autistischen Kindern berichten oft davon, dass ihre Kinder von Fremden als unhöflich, ja frech wahrgenommen werden. Ja, das ist ein Problem. Autistische Kinder kann man zum Beispiel nicht dazu zwingen, Dankbarkeit zu zeigen, wenn sie ein Geschenk bekommen haben.
- Auch Begrüssungsrituale sind für sie eine grosse Anstrengung.
- Da hilft nur Verständnis und Aufklärung.
- Was bereitete Ihnen in Ihrer Schulzeit, die sie ohne gestellte Asperger-Diagnose erlebten, Mühe? Sehr vieles, ich redete kaum.
- Fragen beantwortete ich nur, wenn ich die Antwort zu 100 Prozent wusste.
- So antwortete ich oft erst, wenn das Thema schon vorbei war.
Obwohl ich schon im Kindergarten lesen und schreiben konnte, behielt man mich ein Jahr zurück, weil ich als sozial zurückgezogen galt. Das hat rückblickend nicht viel gebracht. Wie war es für Ihre Eltern? Für meine Eltern war meine Schulzeit sicher nicht leicht.
- Da ich keine offizielle Diagnose hatte, wurde die Ursache für meine Andersartigkeit bei ihnen gesucht.
- Es wurde vermutet, dass sie zu streng mit mir seien, oder dass ich ein traumatisches Erlebnis hatte.
- Beides war überhaupt nicht der Fall.
- Wurden Sie wegen Ihrer Andersartigkeit gehänselt? Ja.
- Ich wurde angespuckt und geschlagen.
Ich möchte nicht sagen, dass alle Kinder das mit böser Absicht getan haben. Es wäre wichtig gewesen, ihnen zu erklären, warum ich mich so verhalten habe. Das ist heute besser. Aber ich lerne in meiner Arbeit immer wieder Kinder kennen, die massiv geplagt werden.
Wie veränderte die Diagnose, die Sie erst sehr spät bekamen, Ihr Leben? Es war eine grosse Erleichterung. Eine Legitimation für meine Andersartigkeit. Ich realisierte, ich kann so sein, wie ich bin, weil es andere gibt, die auch so sind wie ich. Ich realisierte aber auch, dass der Alltag nicht für alle Menschen derart anstrengend ist wie für mich.
Sie haben studiert, beraten heute Eltern und Kinder, treten öffentlich auf. Wie haben Sie gelernt, sich der Welt der Nicht-Autisten so gut anzupassen? Durch jahreslanges Training. Aber es strengt mich immer noch enorm an, auch dieses Interview. Während Sie einfach reden, muss ich dauernd daran denken, meine Stimme nicht zu monoton klingen zu lassen.
Muss mich erinnern, nicht zu schnell zu sprechen, bei einem Witz zu lachen, auch mal die Hände zu bewegen. Es ist wie wenn ich einer fremden Sprache sprechen müsste. Sie beraten autistische Kinder und deren Eltern, verstehen Sie sich als Übersetzer? Ja, für mich ist es einfacher, Autisten zu verstehen, da ich eine ähnliche Art habe, wie ich die Welt betrachte.
Autisten sind Detailmenschen – sowohl im Denken wie auch in der Wahrnehmung. Ein Dialog mit genauen Fragen ist für sie interessant, verstehbarer und sie können besser antworten.
Wie zeigen Autisten ihre Liebe?
Asperger & Beziehungen – TRIAS Verlag – Gesundheit Beim Zusammensein mit anderen Menschen fällt das Anderssein besonders auf. Autisten müssen das soziale Miteinander, das eine Grundvoraussetzung für jeden Kontakt darstellt, mühsam lernen und einüben. Dabei brauchen sie kompetente Unterstützung und ein wohlwollendes Umfeld, dann können auch Freundschaften und eine Partnerschaft entstehen.
- Die Partnersuche stellt sich meist schwierig dar, beispielsweise legen die Betroffenen oft nur wenig Wert auf ihre äußere Erscheinung, sie machen sich keine Gedanken darüber, wie sie auf ihr Gegenüber wirken.
- Dies lässt sie auf das andere Geschlecht nicht unbedingt von Beginn an attraktiv wirken.
- Zudem sind sie allein meist nicht in der Lage, auf einen fremden Menschen zuzugehen, sondern in der Regel darauf angewiesen, dass der andere den ersten Schritt macht.
Menschen mit Autismus fällt es schwer, ihr Interesse am anderen Menschen adäquat zu zeigen und auszudrücken. Die Kunst des Flirtens beherrschen sie allenfalls ansatzweise. Sie wissen häufig nicht, wie sie sich bei einer Begegnung verhalten, worüber sie sprechen und wie viel sie über sich selbst erzählen sollten.
während der Schulzeit, im Studium, am Arbeitsplatz; auf gesellschaftlichen Ereignissen wie Partys oder Volksfesten; bei der Ausübung von Freizeitinteressen; über Stellenanzeigen in Zeitungen etc.; im Internet (Community-Portale wie Facebook o.Ä., Single-Börsen, Foren, Chats etc.).
Gefühle aushalten und ausdrücken Ein Gefühl der Zuneigung für das Gegenüber ist für die Betroffenen oft nur schwer auszuhalten, da sie es nicht kennen und zunächst häufig nicht richtig einordnen können. Alles Ungewohnte macht Angst und wird in der Regel anfangs als unangenehm empfunden, so auch unbekannte Missverständnisse vermeiden und ausräumen Eventuelle Missverständnisse sollten offen angesprochen werden, denn hinter vermeintlichen Provokationen steht oft einfach ein zunächst unverständliches Verhalten, das häufig nachvollziehbar wird, wenn man es sich erklären lässt.
Emotionen. Man geht inzwischen jedoch davon aus, dass autistische Menschen Emotionen zwar anders erleben, dass diese Unterschiede aber geringer sind, als bislang angenommen wurde. Auffällig sind die Schwierigkeiten der Betroffenen beim Ausdrücken von Gefühlen, sie wirken dabei oft förmlicher oder gefühlloser, als sie in Wirklichkeit sind.
Ein abendlicher Spaziergang am See kann beispielsweise von einem nicht autistischen Menschen als sehr romantisch empfunden werden, während der Partner mit Autismus ihn vielleicht eher als Möglichkeit sieht, die Wasserqualität oder die Pflanzenwelt zu studieren, um dann erfreut die Veränderungen des Ökosystems mitzuteilen.
Der nicht autistische Partner könnte sich gekränkt fühlen, weil seine romantischen Gefühle nicht erwidert werden, was er dem autistischen Partner mitteilen sollte. Unterschiedliche Bedürfnisse nach körperlicher Nähe Problematisch ist für Menschen mit Autismus in der Regel auch die körperliche Nähe, vor allem dann, wenn es sich nur um leichte, zärtliche Berührungen handelt.Wichtig ist daher die Möglichkeit, sich bei Bedarf auch in einer Partnerschaft zwischendurch zurückziehen zu können, was eventuell auch getrennte Wohnungen nötig macht.
- Obwohl natürlich die gemeinsame Gestaltung des Alltags nicht zu kurz kommen darf, sind hier also gegenseitige Freiräume wichtig mit der Möglichkeit, auch getrennte Aktivitäten zu planen.
- Das bedarf aber der Abstimmung mit dem Partner, damit die Beweggründe nachvollziehbar sind und keine Eifersucht aufkommt.
Immer wieder Kompromisse suchen Beziehungen zwischen autistischen und nicht autistischen Menschen sind insgesamt immer wieder von der Suche nach Kompromissen geprägt, mit denen beide Seiten leben können. Dabei müssen die Partner jeweils doch deutliche Zugeständnisse an die andere Seite machen, was ein Analysieren und Kommunizieren der eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Schwierigkeiten notwendig macht.
Insbesondere zu Beginn stellt eine solche Beziehung daher stets aufs Neue große Anforderungen an beide Partner, und in nicht wenigen Fällen ist auch bei längeren Partnerschaften die Notwendigkeit beschrieben, sich Hilfe bei einer Paarberatung zu holen, wobei der Therapeut in diesem Fall Kenntni svom Asperger-Syndrom und den speziellen Schwierigkeiten haben sollte, um effektiver helfen zu können.
: Asperger & Beziehungen – TRIAS Verlag – Gesundheit
Was tun bei Verdacht auf Autismus?
Bei Kindern und Jugendlichen Besteht der Verdacht auf eine Autismus-Spektrum-Störung, ist es wichtig bei einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen Praxis, einem Sozialpädiatrischen Zentrum oder einer entsprechenden Abteilung einer Klinik diesen Verdacht überprüfen zu lassen.
- Störungen der Kommunikation und sozialen Interaktion bei Kindern und Jugendlichen können sehr unterschiedliche Ursachen haben.
- In speziellen Diagnostikverfahren wird geprüft, ob es sich um eine Autismus-Spektrum-Störung oder eine andere Beeinträchtigung handelt.
- Das Diagnoseverfahren erstreckt sich üblicherweise über einige Termine und es kommen standardisierte Fragebögen und Beobachtungsskalen zum Einsatz.
Wir beraten Sie gerne, auf welche Voraussetzungen Sie achten sollten, damit am Ende eine Diagnose steht, die auch von den offiziellen Stellen (z.B. der Behörden) anerkannt wird. Der Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Therapie bei Autismus-Spektrum-Störungen.
- Diagnosestellungen sind aufgrund unserer sehr geringen Kapazität für diesen Bereich nur in Ausnahmefällen möglich, und dass auch nur, wenn Sie Ihren Wohnsitz in Hamburg haben und eine vorherige Befürwortung eines Gutachters des Jugendpsychiatrischen Dienstes Ihres Bezirks vorliegt.
- Auch können wir keine Diagnostik auf Krankenschein machen.
Bei Erwachsenen Die Diagnose frühkindlicher Autismus ist in Fachkreisen bereits seit vielen Jahrzehnten bekannt. Dadurch haben die heute Erwachsenen diese Diagnose meist schon im Kindes- und Jugendalter erhalten. Anders sieht es für Erwachsene mit hochfunktionalem Autismus (Asperger-Syndrom) aus.
- Da diese Bezeichnung sehr viel „jünger” ist, blieben die Betroffenen häufig ohne Autismus-Diagnose und mussten ihre Kindheit und Jugend ohne gezielte therapeutische Hilfen meistern.
- Auch im Erwachsenenalter müssen sie diese kräftezehrende Anpassungsleistung weiter erbringen und fühlen sich dadurch oftmals erschöpft und niedergeschlagen.
Eine jahrelange Netzwerkarbeit des Hamburger Autismus Instituts mit verschiedenen Hamburger Kliniken hat inzwischen zu einer verbesserten Diagnostiksituation für Erwachsene geführt. Einige Spezialambulanzen der Kliniken und einzelne Praxen in Hamburg bieten die Möglichkeit der Diagnosestellung auf Krankenschein.
- Auch das Hamburger Autismus Institut kann die Diagnostik für Erwachsene unter bestimmten Voraussetzungen durchführen.
- Genaueres erfahren Sie unter Angebote für Erwachsene mit ASS,
- Wenn Sie für sich einen Verdacht auf Asperger-Syndrom bzw.
- Hochfunktional Autismus hegen und eine erste Orientierung haben wollen, finden Sie unter nebenstehendem Link einen relativ aussagefähiges Screening (kein „Diagnose-Test”).
Falls sich Ihr Verdacht verdichtet, wenden Sie sich dann aber unbedingt an das regional nächste Autismus Therapie Zentrum oder an autismus Deutschland, da eine echte Diagnose nur von erfahrenen Fachkräften gestellt werden kann. mehr zu „Autismus Screening”
Warum schreit ein Autist?
Was können Eltern für ihr Kind mit Autismus tun? – So breit das Spektrum autistischer Verhaltensweisen und Charakteristika ist, so groß ist auch die Bandbreite möglicher Fördermöglichkeiten zu Hause. Ein paar wichtige seien hier erwähnt: Kinder mit Autismus sind darauf angewiesen, dass Personen, ihr Umfeld, gewisse Abläufe im Alltag, und Tätigkeiten möglichst immer gleichbleiben, weil Änderungen für sie eine große Herausforderung darstellen.
- Sind Änderungen aber notwendig (und das dürfen sie auch sein!), dann ist es wichtig, dass die Kinder langsam darauf vorbereitet werden.
- Bei einem bevorstehenden Ortswechsel kann beispielsweise der wiederholte Besuch des neuen Orts (ein neues Zimmer, eine neue Institution, ein neuer Wohnort) und eine schrittweise Eingewöhnung eine große Hilfe sein.
Wenn Kinder selber kaum sprechen oder Sprache nicht verstehen, dann können Bilder von Handlungen, Reihenfolgen, Abläufen oder wichtigen Verhaltensregeln eine große Hilfe darstellen, denn bei den meisten Menschen mit Autismus ist der Sehsinn sehr gut ausgeprägt.
Je einfacher und eindeutiger diese Bilder sind, desto mehr können diese Bilder von den Kindern „gelesen”, also verstanden werden. Aber Achtung! Sind zu viele „Informationen” darauf zu sehen, kann der Blick für das Wesentliche sprichwörtlich verloren gehen und das Kind weiß nicht, worauf es schauen soll.
Ähnlich verhält es sich bei der verbalen Sprache: Lange Sätze werden vom Kind nicht richtig verstanden, weil die Verarbeitung des Gehörten länger braucht und die Merkfähigkeit von gehörten Reizen reduziert ist. Je mehr Sie in kurzen Sätzen aber mit hervorgehobener Stimme mit Ihrem Kind reden, desto besser wird es Sie wahrnehmen, verstehen und vielleicht auch Dinge ausführen können.
- Untrennbar damit verbunden ist der Blickkontakt, der die Basis jeder Kommunikation ist.
- Der muss häufig mühsam „trainiert” werden, damit die Kinder überhaupt lernen, was eine Interaktion ist.
- Eltern berichten, dass Kinder mit Autismus in bestimmten Situationen oft unerwartet mit Widerstand, Schreien oder selbstverletzendem Verhalten reagieren.
Hier ist ein Hinterfragen möglicher Ursachen oft Goldes wert. Die bereits genannten „Überreizungen” des Alltags sind oft Auslöser für Schreien und Widerstand. Es reichen Kleinigkeiten oder vermeintliche Bagatellen, die das Kind „aus der Haut fahren lassen”.
Für das autistische Kind sind sie wirklich unangenehm und werden um ein Vielfaches stärker empfunden, als von uns Erwachsenen. Deshalb ist das Verständnis für die veränderte Wahrnehmung ein erster wichtiger Schritt, um schwierige Situationen im Vorfeld zu erkennen und womöglich auch zu verhindern. Beachten Sie im Entwicklungsverlauf, dass Kinder mit Autismus anders lernen! Sie sind viel stärker auf Wiederholungen, kleinschrittige Erweiterungen der Lernanforderungen und Hilfestellungen angewiesen, als andere Kinder.
Fähigkeiten, wie zum Beispiel das selbständige An- und Ausziehen, die Umsetzung kleiner Arbeitsaufträge oder die Selbstorganisation im Alltag erfordern ein gezieltes Training. Auch ist das Bewusstsein, dass das eigene elterliche Verhalten sowohl ein unerwünschtes als auch ein erwünschtes Verhalten des Kindes verstärken kann, von sehr großer Bedeutung.
Eltern und andere wichtige Bezugspersonen sind oft gefordert und können manchmal an ihre Grenzen stoßen, weil das Kind mit Autismus häufig mehr Unterstützung braucht. Hilfen von außen, etwa durch Therapie und Frühförderung, stellen eine wertvolle Unterstützung dar – sowohl für das Kind als auch für dessen Familie.
Damit aber diese auch wirklich „fruchtet” ist das gemeinsame Bekenntnis für die Therapie, das „Ziehen an einem Strang” aller Beteiligten von großer Bedeutung, vor allem bei der Umsetzung der Förderung. Den Eltern kommt eine wichtige Rolle zu, denn sie kennen ihr Kind am besten und können sich somit unterstützend in die Therapie einbringen.
Die wichtigste aller Tugenden ist aber hier besonders gefragt: Geduld! Anerkennen und schätzen Sie jeden kleinsten Fortschritt! Was auf den ersten Blick wie ein kleiner Entwicklungsschritt aussieht, ist für ein autistisches Kind ein sehr großer! Mit den hier angeführten Lerngelegenheiten befasst sich besonders das Early Start Denver Model (kurz: ESDM), das Eltern wertvolle Tipps im Umgang mit Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung vermittelt.
Literaturverweis: Sally J. Roger, Geraldine Dawson, Laurie A. Vismara (2016): Frühe Förderung für Ihr Kind mit Autismus – Das Early Start Denver Model in der Praxis. Paderborn, Verlag Junfermann
Ist ein Autist schlau?
Intelligenz von Autisten kann sehr unterschiedlich sein – Doch Menschen mit Autismus sind längst nicht immer hochbegabt – auch nicht alle Asperger-Autisten. Außergewöhnliches Können ist meist eine Savant-Fähigkeit, das heißt eine Inselfähigkeit, die sich nur auf einen Bereich auswirkt.
- Und nur wenige Autisten sind Savants.
- Die Intelligenz kann sehr unterschiedlich sein.
- Ärzte und Psychologen unterschieden lange verschiedene Autismus-Varianten anhand des Intelligenzgrades.
- Menschen mit Asperger oder sogenanntem hochfunktionierendem Autismus haben eine höhere Intelligenz als Menschen mit “klassischem” Autismus, dem Kanner-Autismus.
Leo Kanner hatte das Autismus-Krankheitsbild 1943 erstmals beschrieben. Ein Jahr später veröffentlichte Hans Asperger seine Habilitation, die der anderen Autismusvariante einen Namen gab. Doch höhere Intelligenz bedeutet nicht gleich hochbegabt.
Was tun bei Verdacht auf Autismus?
Bei Kindern und Jugendlichen Besteht der Verdacht auf eine Autismus-Spektrum-Störung, ist es wichtig bei einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen Praxis, einem Sozialpädiatrischen Zentrum oder einer entsprechenden Abteilung einer Klinik diesen Verdacht überprüfen zu lassen.
- Störungen der Kommunikation und sozialen Interaktion bei Kindern und Jugendlichen können sehr unterschiedliche Ursachen haben.
- In speziellen Diagnostikverfahren wird geprüft, ob es sich um eine Autismus-Spektrum-Störung oder eine andere Beeinträchtigung handelt.
- Das Diagnoseverfahren erstreckt sich üblicherweise über einige Termine und es kommen standardisierte Fragebögen und Beobachtungsskalen zum Einsatz.
Wir beraten Sie gerne, auf welche Voraussetzungen Sie achten sollten, damit am Ende eine Diagnose steht, die auch von den offiziellen Stellen (z.B. der Behörden) anerkannt wird. Der Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Therapie bei Autismus-Spektrum-Störungen.
Diagnosestellungen sind aufgrund unserer sehr geringen Kapazität für diesen Bereich nur in Ausnahmefällen möglich, und dass auch nur, wenn Sie Ihren Wohnsitz in Hamburg haben und eine vorherige Befürwortung eines Gutachters des Jugendpsychiatrischen Dienstes Ihres Bezirks vorliegt. Auch können wir keine Diagnostik auf Krankenschein machen.
Bei Erwachsenen Die Diagnose frühkindlicher Autismus ist in Fachkreisen bereits seit vielen Jahrzehnten bekannt. Dadurch haben die heute Erwachsenen diese Diagnose meist schon im Kindes- und Jugendalter erhalten. Anders sieht es für Erwachsene mit hochfunktionalem Autismus (Asperger-Syndrom) aus.
- Da diese Bezeichnung sehr viel „jünger” ist, blieben die Betroffenen häufig ohne Autismus-Diagnose und mussten ihre Kindheit und Jugend ohne gezielte therapeutische Hilfen meistern.
- Auch im Erwachsenenalter müssen sie diese kräftezehrende Anpassungsleistung weiter erbringen und fühlen sich dadurch oftmals erschöpft und niedergeschlagen.
Eine jahrelange Netzwerkarbeit des Hamburger Autismus Instituts mit verschiedenen Hamburger Kliniken hat inzwischen zu einer verbesserten Diagnostiksituation für Erwachsene geführt. Einige Spezialambulanzen der Kliniken und einzelne Praxen in Hamburg bieten die Möglichkeit der Diagnosestellung auf Krankenschein.
- Auch das Hamburger Autismus Institut kann die Diagnostik für Erwachsene unter bestimmten Voraussetzungen durchführen.
- Genaueres erfahren Sie unter Angebote für Erwachsene mit ASS,
- Wenn Sie für sich einen Verdacht auf Asperger-Syndrom bzw.
- Hochfunktional Autismus hegen und eine erste Orientierung haben wollen, finden Sie unter nebenstehendem Link einen relativ aussagefähiges Screening (kein „Diagnose-Test”).
Falls sich Ihr Verdacht verdichtet, wenden Sie sich dann aber unbedingt an das regional nächste Autismus Therapie Zentrum oder an autismus Deutschland, da eine echte Diagnose nur von erfahrenen Fachkräften gestellt werden kann. mehr zu „Autismus Screening”
Wer stellt Autismus bei Kindern fest?
Jede spezifische, fachliche Unterstützung für Kinder und Jugendliche mit autistischem Verhalten ist abhängig von einer fachärztlichen Diagnose. Autismus-Spektrum-Störungen können nur durch Fachärzte für Kinder- Jugendpsychiatrie bzw. Psychiatrie diagnostiziert werden.
Wie wird man mit Autismus diagnostiziert?
Für die Diagnose müssen nach den international offiziellen Klassifikationen ICD-10 Internationale Classification of Diseases (Internationale Klassifikation der Krankheiten, 10. Revision) und DSM-IV Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (Diagnostisches und Statistisches Handbuch Psychischer Störungen, 4. Revision) Auffälligkeiten in drei Bereichen vorhanden sein:
Qualitative Auffälligkeiten der gegenseitigen sozialen Interaktion
z.B. Besonderheiten in Blickkontakt, Mimik und Gestik. Wenig Interesse an anderen Kindern oder ungeschickten Formen der Kontaktaufnahme, fehlendes Verständnis für Abläufe innerhalb von Gruppen
Qualitative Auffälligkeiten der Kommunikation
z.B. verspätete oder fehlende Sprachentwicklung oder Verlust von vorhandener Sprache, häufiges Wiederholen von Wörtern oder Sätzen
Begrenzte, repetitive sich wiederholende und stereotype nach einem festen Muster ablaufende Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten
z.B. Drehen an Rädern von Spielzeugautos, Aufreihen von Gegenständen, auffällige Hand- oder Körperbewegungen, Angst vor Neuem, Unsicherheit bei Veränderungen, ausgeprägte Spezialinteressen
Poustka, et. al. beschreiben in ihrer Veröffentlichung „Autistische Störungen” dezidiert die an die Diagnostik gestellten Anforderungen. Er spricht von Leitlinien zur Diagnostik und Verlaufskontrolle. Früherkennung, Exploration Untersuchung und Befragung der Bezugspersonen, Verhaltensbeobachtung und/oder Exploration Untersuchung und Verhaltensanalyse, testpsychologische Untersuchung, körperliche und neurologische Untersuchung, Multiaxiale Klassifikation Das Multiaxiale Klassifikationsschema für psychische Störungen des Kindes- und Jugendalters ist eine empirisch basierte Weiterentwicklung des ICD–10 Schemas und wird bei psychiatrischen Störungen im Kindes- und Jugendalter angewandt.
, Verlaufskontrolle sind, so die Autoren, die Mindestanforderungen an die Diagnostik, wobei die Früherkennung und die Verlaufskontrolle eher optionale diagnostische Maßnahmen darstellen. Eine zuverlässige Diagnostik einer Autismus-Spektrum-Störung erfordert die gezielte, entwicklungsorientierte und auf die Symptome bezogene Befragung der Eltern und eine strukturierte Beobachtung der Betroffenen unter Anwendung standardisierter Interview- und Beobachtungsverfahren.
Einige Verfahren werden hier kurz vorgestellt. Die diagnostische Beobachtungsskala für Autistische Störungen (Autism Diagnostic Observation Schedule) ist ein strukturiertes Verfahren zur Erfassung der Kommunikation, sozialen Interaktion, des Spielverhaltens und des Fantasiespiels von Menschen, bei denen das Vorliegen einer autistischen Störung vermutet wird.
- Dieses Verfahren enthält standardisierte Aufgaben, Aktivitäten und Interviewelemente, mit denen das Auftreten oder Fehlen bestimmter Verhaltensweisen beobachtet werden kann.
- Der Fragebogen zur sozialen Kommunikation ist ein Screening-Verfahren, das 40 binäre Items Fragen mit zwei Antwortmöglichkeiten umfasst.
Diese Items repräsentieren qualitative Auffälligkeiten der gegenseitigen sozialen Interaktion, der Kommunikation sowie restriktive begrenzte, repetitive sich wiederholende, stereotype nach einem festen Muster ablaufende Verhaltensweisen und Interessen.
Poustka, et al.: Autistische Störungen, Hogrefe, Göttingen 2008Kusch, M., Petermann, F.: Entwicklung autistischer Störungen, Hogrefe, Göttingen 2001